ÄSTHETIK UND GEWALT

Die Beschäftigung mit Formen der Gewalt, körperlicher wie gesellschaftlicher, prägt meine künstlerische Arbeit seit mehr als 20 Jahren. Während des Studiums und in den Jahren bis 2009 bearbeitete ich unterschiedliche Aspekte von Gewalt, u.a. am Beispiel des italienischen Komponisten Carlo Gesualdo da Venosa (1564 bis 1613) oder anhand der Frage freiwilligen Märtyrertums („Schwanengesang“). Die Geschehnisse des 11.9.2001 schlugen sich in der Installation „Phoenix11092001“ nieder.

Seit Beginn der Promotion in Weimar und seit dem ersten Aufenthalt in Herat (Westafghanistan) liegt mein Fokus auf der Frage danach, wie über zeitliche und kulturelle Grenzen hinweg Gewalterfahrung verbildlicht und damit jenseits der Sprache kommunizier- und bewältigbar gemacht werden kann. Dabei spielen nicht nur afghanische Kriegsteppiche oder Rikschabemalungen in Herat eine Rolle, sondern ebenso Flugblätter, Votivtafeln und Grafiken des Dreiáigjährigen Krieges besonders in Deutschland (Jacques Callot, Hans Ullrich Franck, Michael Herr). In meinem neuesten Projekt „Trauma Transfer“ für den Mannheimer Kunstverein wurda des Spektrum an Ausdruckformen und kulturellen Kontexten noch erweitert. So entstehen visuelle Hybriden, die zwischen Zeiten und Kulturen angesiedelt sind.

Die Frage von Zeugenschaft im Konflikt zwischen der Rolle des Künstlers und der des Opfers sowie der Umgang mit den Bildern des Terrors ist ein weiterer Aspekt meiner Arbeit. Ebenso frage ich nach Aspekten der Urheberschaft in interkulturellen künstlerischen Kooperationsprojekten.